Die Automobildemokratie
Stellen Sie sich vor, Sie lebten in einer Automobildemokratie. In einer Automobildemokratie hat jeder das Recht, aber auch die Pflicht, ein Auto zu kaufen. Wie dieses Auto aussieht, wie es motorisiert ist, welche Innenausstattung und welche Farbe es hat, entscheidet die demokratisch gewählte Autoregierung. Diese bestimmt auch, welchen Preis Sie dafür bezahlen müssen. Beides gefällt häufig nicht. Dann wird eine andere Regierung gewählt, die andere Vorlieben hat, die sie den Autokäufern aufzwingt. Es gibt ein ständiges Hauen und Stechen darum, wie dieses Einheitsauto beschaffen ist; zahllose Hersteller und Zulieferer unterhalten Lobbyisten am Regierungssitz, damit ihre Produkte in das Automodell der jeweiligen Regierung eingebaut werden. Verschiedene Interessengruppen, die unterschiedliche Antriebsarten bevorzugen, versuchen ebenfalls, auf Parlament und Regierung Einfluss zu nehmen.
Unzählige autopolitische Gruppierungen machen geltend, dass sie den vollen Preis nicht bezahlen können, und versuchen daher Ermäßigungen herauszuschlagen. Vor einigen Jahren wurde ein zweiter Autotyp eingeführt, der einfacher ausgestattet und billiger ist. Viele Intellektuelle kritisieren, dass dadurch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entstanden sei. In einem sind sich aber alle einig: das System mag zwar Unzulänglichkeiten haben, aber ein besseres gibt es nicht. Denn was wäre die Alternative? Doch nur ein Autodiktator oder Autokönig, der nicht demokratisch gewählt ist und bestimmt, welchen Autotyp es zu welchem Preis für alle geben muss. Das hatte man früher, und zu diesen Zeiten will niemand zurück. Die Idee, dass die Menschen unter zahllosen verschiedenen An- geboten und Herstellern das Auto heraussuchen können, das ihnen am besten gefällt, mit der Ausstattung, die ihnen am ehesten zusagt, ist für die Bürger der Automobildemokratie völlig undenkbar. Dieser Gedanke ist so bizarr, dass er in der Öffentlichkeit nicht einmal diskutiert wird.
Tatsächlich leben wir in einem solchen System. Man ersetze einfach das Wort Automobil durch staatliche Leistungen und Aktivitäten“. Steuerzahler müssen Subventionen für unwirtschaftliche Technologien finanzieren, staatliche Fernsehsender und militärische Auslandseinsätze, Lehrstühle für Gender-Studien und Theologie, selbst wenn sie all dies ablehnen. Die Bürger werden weiter gezwungen, Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen abzuschließen, egal ob sie das wollen oder nicht. Sie dürfen keine Glühbirnen, leistungsstarken Staubsauger, Plastiktüten oder Zigaretten ohne Warnhinweise erwerben. Und die Verbots- und Gebotsliste wird jedes Jahr länger. Mit anderen Worten: Die Bürger sind keine Kunden, sondern Untertanen. Wieso ist das so und wieso finden die meisten nichts dabei?
Ein Ausschnitt aus dem Buch „Freie Privatstädte – Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt“ von Titus Gebel!
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