Wer den Bitcoin-Standard leben will, stellt sich die Frage: Kann ich mein gesamtes Leben damit bestreiten, ohne jemals wieder traditionelle Banken zu nutzen? Die Theorie klingt gut – aber wie funktioniert das im echten Leben? Ich habe mir vorgenommen, einen Monat lang ausschließlich mit Bitcoin zu bezahlen. Nach eingehender Recherche habe ich mich für einen Test mit der Nexo Card entschieden und sie mit anderen gängigen Krypto-Karten verglichen. Hier ist mein persönlicher Erfahrungsbericht.

Die Nexo Card: Der vielseitige Alleskönner im Test
Das einzigartige Dual-Modell: Kredit vs. Debit
Der entscheidende Vorteil der Nexo Card ist ihr Dual-Modell, das zwei Nutzungsarten bietet:
Credit‑Mode (Kreditmodus):
Im Credit Mode nutzt du deine Kryptowährungen als Sicherheit (Collateral) und bekommst von Nexo eine Kreditlinie – ohne deine Coins verkaufen zu müssen. Deine Assets bleiben im Portfolio, und du kannst mit der Karte zahlen, indem die Ausgaben über diese Kreditlinie abgewickelt werden. Der Kredit unterliegt Zinsen, je nach Loyalty Tier und dem Verhältnis von Kredit zu Sicherheit (Loan‑to‑Value, LTV). Beispielsweise sind bei niedriger LTV für Gold‑Tier etwa 5,9 % p. a., für Platinum‑Tier 2,9 % p. a. angesetzt.
Vorteil: Du erhältst im Credit Mode Cashback in Krypto (z. B. bis zu 2 % in NEXO‑Token oder 0,5 % in BTC beim Platinum‑Tier).
Nachteil: Da ein Kredit entsteht, musst du die Zinsen, mögliche Gebühren sowie das Risiko von Wertschwankungen deines eingesetzten Collaterals mit bedenken.
Debit‑Mode (Direktausgabe):
Im Debit Mode gibst du deine Kryptowährungen, Stablecoins oder Fiatx‑Assets direkt aus. Das heißt: Beim Bezahlen wird dein Guthaben in Fiat umgewandelt — es entsteht kein „Kredit“. Vorteil: Es fallen keine Zinsen für einen Kredit an.
Nachteil: Im aktuellen Stand bekommst du im Debit Mode keinen regulären Cashback‑Belohnungen (zumindest nicht dauerhaft oder flächendeckend) — du verzichtest also auf den Reward‑Teil des Credit Modes.
Welche Variante passt wann?
- Wenn du Cashback willst und bereit bist, die Zinsen und das Collateral‑Risiko einzugehen, könnte der Credit Mode sinnvoll sein.
- Wenn du keine Zinskosten und keine zusätzlichen Verpflichtungen eingehen willst, ist der Debit Mode die einfachere und risikoärmere Variante.
- Wichtig: Ob sich Credit Mode „lohnt“, hängt davon ab, wie hoch deine Ausgaben sind, wie viel Cashback du erreichst, wie günstig dein Kreditzins ist und wie stark mögliche Gebühren oder Wertverluste sind.
Meine Alltagserfahrung: Nahtlos und zuverlässig
Die Einrichtung der virtuellen Karte über die Nexo-App war innerhalb weniger Minuten erledigt. Besonders positiv:
Die App lässt sich problemlos auf GrapheneOS über den Aurora Store installieren – auch ohne Google Play Store. Die App enthält 6 Tracker, daher macht es Sinn, die App eher auf einem zweiten Benutzer einzurichten.
Im gesamten Testmonat – ob im Supermarkt, Online-Shops oder bei digitalen Abos – verlief jede Transaktion reibungslos. Die Abrechnungen waren transparent und gut nachvollziehbar.
Der praktische Vorteil: Zinsen und Cashback
Ein interessanter Aspekt der Nexo Card ist die Möglichkeit, alltägliche Zahlungen mit einer laufenden Krypto-Strategie zu verbinden. Im Kreditmodus bleiben deine Bitcoin oder Kryptowährungen im Portfolio investiert, während du dennoch auf ihre Liquidität zugreifen kannst. Gleichzeitig bietet Nexo – abhängig vom Loyalty-Tier – Zinserträge auf bestimmte Krypto-Assets, auch wenn diese als Sicherheit hinterlegt sind.
Zusätzlich gibt es bei Zahlungen im Kreditmodus Crypto-Cashback, der je nach Tier bis zu 2 % betragen kann (z. B. in NEXO oder BTC). Die tatsächliche Ersparnis hängt allerdings von individuellen Faktoren wie dem eingesetzten Betrag, den Zinskonditionen und der Haltedauer des Kredits ab.
Der Trade-Off: Custodial vs. Self-Custody
Der größte Nachteil ist der Verzicht auf Self-Custody: Du vertraust deine Bitcoin einem Drittanbieter (Nexo) an. Dieses Gegenparteirisiko muss jeder individuell bewerten. Für mich persönlich überwiegen die praktischen Vorteile einer Bitcoin-Kreditkarte mit der ich Fiat noch besser shorten kann.
Marktüberblick: Andere Krypto-Karten im Vergleich
Natürlich gibt es weitere Anbieter – hier ein kurzer Vergleich:
| Anbieter | Funktionsweise | Verkauf von BTC nötig? | Zinsen auf BTC? | Cashback |
|---|---|---|---|---|
| Nexo Card | Dual-Modell: Kredit (mit BTC als Sicherheit) oder direkte Ausgabe | Nein (im Kreditmodus) | Ja, bis zu 8 % p.a. | Bis zu 2 % |
| Crypto.com | Prepaid: Karte vor Nutzung mit Fiat oder Krypto aufladen | Ja (beim Aufladen) | Nein | 0–8 %, je nach CRO-Staking |
| Coinbase One Card | Debit: Direkter Verkauf von BTC beim Bezahlen (geplant für Herbst 2025) | Ja (bei Zahlung) | Nicht für Karte angegeben | Bis zu 4 % (mit Bedingungen) |
| Bitpanda Card | Sofortumwandlung: Krypto wird beim Bezahlen in Fiat konvertiert | Ja (bei Zahlung) | Nicht für Karte angegeben | 1 % (bei Zahlung mit Krypto) |
Fazit: Wie sich die Nexo Card im Alltag bewährt hat
Nach einem Monat im Alltagstest hat sich die Nexo Card für mich als eine der wenigen praktikablen Lösungen erwiesen, um Bitcoin zu nutzen, ohne es gleich verkaufen zu müssen. Die Möglichkeit, Krypto als Sicherheit zu hinterlegen und damit Zahlungen abzuwickeln, passt gut zu einer langfristigen HODL-Strategie.
Im Vergleich zu anderen Karten, bei denen Bitcoin direkt liquidiert wird, bleibt das Vermögen bei Nexo im Portfolio – und kann so weiterhin vom Markt profitieren. Das schafft Flexibilität, ohne den langfristigen Ansatz aufzugeben.
Unterm Strich zeigt mir die Erfahrung: Bitcoin lässt sich inzwischen ganz gut in den Alltag integrieren – wenn man die richtigen Tools dafür nutzt.
Hinweis
Dieser Artikel dient rein zur Aufklärung, stellt keine Anlageberatung dar und distanziert sich von jeglichen Regressansprüchen. Kryptowährungen sind hochriskant – investieren Sie nur, was Sie verkraften können zu verlieren. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden, die aus der Nutzung unserer Anleitungen oder Informationen entstehen. Die Nutzung erfolgt auf eigenes Risiko.
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