Es war eine Angewohnheit, die sich so tief in meinen Alltag eingegraben hatte wie das morgendliche Kaffeekochen: Den Smartphone-Bildschirm anklicken und sofort in den strudelnden Fluss aus Breaking News, globalen Aufregungen und dem kollektiven Schreien der Welt eintauchen. Twitter war mein Nachrichtenticker, meine Alarmglocke, mein virtuelles Lagerfeuer, an dem sich die halbe Welt versammelte – ob ich das nun immer wollte oder nicht.
Mein Rückzug war ein Prozess. Seit 2022 nutze ich Nostr parallel, anfangs neugierig, dann immer regelmäßiger. Gleichzeitig zog ich mich immer mehr aus den anderen Social Medias zurück. Aus Gründen der mentalen Hygiene, der Konzentration, der schieren Informationsüberflutung. Irgendwann war der Punkt erreicht: Twitter, Facebook, Instagram – alles weg. Die Stille danach war zunächst beunruhigend, dann befreiend.
Und genau da passierte es kürzlich. Es war an einem ganz normalen Mittwoch. Mein Daumen zuckte fast schon aus muskulärer Erinnerung. Ein kurzer, unbewusster Gedanke blitzte auf: „Mal schauen, was heute in der Welt passiert ist.“
Ich öffnete meinen Nostr-Client und wartete auf die Flut.
Doch sie kam nicht.
Stattdessen: Ein kurzer Text eines Users darüber, wie gut ihm der Kaffee heute morgen geschmeckt hat. Ein Foto einer selbstgezogenen Tomate. Ein Zitat aus einem Buch, das jemand gerade las. Ein kleiner, technischer Tipp für ein Open-Source-Programm. Jemand teilte mit, dass er heute einen langen Spaziergang gemacht und dabei einen seltenen Vogel gesehen habe.
Ich scrollte weiter. Mehr Kaffee. Einige nette Replies unter einem Post, die eine kleine, freundliche Konversation bildeten. Ein Foto vom Abendhimmel über einer Kleinstadt, die meine hätte sein können.
Da waren nur persönliche Notes und Quotes von Leuten, die meine Nachbarn sein könnten.
Kein großer Aufschrei. Kein hysterisches Attention-Seeking. Keine Nachrichten über das neueste Weltgeschehen, das ohnehin meistens nur aus Katastrophen bestand. Nichts, was sofortige Empörung oder eine schnelle, wütende Meinung verlangte.
Mein erster Impuls war fast Enttäuschung. Wo war denn hier… alles? Wo war die Bedeutung? Die Wichtigkeit?
Dann setzte eine zweite, tiefere Welle ein. Eine fast überwältigende Ruhe. Ich realisierte: Das ist doch alles. Das ist das echte Leben. Während ich jahrelang dachte, ich würde die Welt verfolgen, hatte ich in Wirklichkeit nur das grelle, künstliche Licht eines globalen Streitscreens angestarrt.
Nostr fühlte sich nicht wie ein öffentlicher Platz an, auf dem alle gleichzeitig schreien. Es fühlte sich an wie der gemütliche Wohnzimmer-Abend bei guten Freunden. Oder wie ein Gespräch über den Gartenzaun. Die Themen sind klein, nahbar, menschlich. Sie sind nicht weniger wichtig – im Gegenteil. Sie sind das, was uns unmittelbar betrifft: Ein guter Kaffee, ein schönes Buch, ein Moment der Achtsamkeit, eine Hilfe unter Gleichgesinnten.
Ich hatte mich aufgemacht, um die Welt zu sehen, und landete stattdessen in meiner eigenen Nachbarschaft. Und ich musste feststellen: Es ist viel schöner hier. Es ist echt. Es ist menschlich. Der Verlust des „Weltgeschehens“ fühlt sich nicht wie ein Verlust an, sondern wie das Ablegen einer lastigen, lauten Bürde.
Manchmal, gebe ich zu, hole ich mir Nachrichten noch gezielt von ausgewählten Seiten. Aber dieser impulsive, ängstliche „Was ist passiert?!“-Reflex ist gebrochen. Nostr hat mich daran erinnert, dass das wichtigste Weltgeschehen oft nicht in den Schlagzeilen steht, sondern in der Tasse Kaffee am Morgen und dem Gespräch darüber liegt. Und das ist eine wunderbare Beruhigung.
Vielleicht sieht man sich ja auf Nostr:
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